Memoiren oder Biografie?
Was ist eigentlich der Unterschied? Zu Memoiren heißt es auf
Wikipedia:
“Der Ausdruck Memoiren
(Pluraletantum; von französisch memoire
„schriftliche Darlegung, Denkschrift“ aus lateinisch memoria „Gedächtnis“) bezeichnet Denkwürdigkeiten oder
Aufzeichnungen von selbsterlebten Begebenheiten.”
Memoiren befassen sich also mit einem Ereignis oder einer bestimmten
Zeitspanne deines Lebens. Ein Beispiel wäre eine besondere Reise, eine
Wallfahrt. Oder das Leben für einige Zeit in einer bestimmten Stadt. “Wie ich
New York zu Fuß eroberte”. Natürlich muss es dafür auch ein wenig
Hintergrundinformation über dein Leben geben. Wieso New York oder warum eine
Wallfahrt machen? Aber der “Rest” deines Lebens, das du in Memoiren erzählst,
sollte immer dazu dienen, die ausgesuchte Zeitspanne zu verstehen.
Eine Biografie hingegeben betrachtet das ganze Leben, den ganzen
Lebenslauf. Sie stellt zwar auch bestimmte Abschnitte ausführlicher dar, aber
sie bezieht sich nicht auf einen kurzen Lebensabschnitt.
Am besten erkundet man das Genre “Memoiren”, in dem man einige liest.
Man sollte immer das Genre kennen, in dem man schreiben möchte. Welche Memoiren
du liest ist dabei völlig egal. Menschen, die dich beeindruckt haben. Memoiren
von Prominenten oder von Menschen, die einen bestimmten Schicksalsschlag
überwunden haben.
Natürlich gibt es auch eine Bestseller-Liste für Memoiren, die sich genauso
schnell ändert, wie die Krimi- oder Sachbuch-Bestenlisten.
Eine Übersicht, über die jeweils neueste Bestenliste auf Amazon für
Memoiren findest du unter
7 Tipps, wie man seine Memoiren schreibt
- und andere sie auch lesen wollen.
1. Aufbau und Struktur
Da Memoiren eben nicht die ganze Lebensgeschichte erzählen, müssen sie
nicht chronologisch sein. Wie in einem Roman muss der Leser erstmal gefesselt
werden. Er muss sich beim kurzen Blick in das Buch gleich in der “Geschichte
verfangen”. Du bist - wahrscheinlich - keine berühmte Person, die die Leser
allein schon wegen deines Namens anzieht, also müssen deine Inhalte fesselnd
sein.
Memoiren brauchen - wie Romane - Strukturen und einen Spannungsbogen.
Also ist eine genaue Planung der Erzählstruktur notwendig. Beginne zum
Zeitpunkt mit der höchsten Dramatik in deiner Geschichte. Langweile die Leser
nicht durch lange Hintergrundinformationen. Sofort rein in das Drama.
Du brauchst eine Hauptfigur - dich! Diese Hauptperson sollte eine
Entwicklung durchmachen. Warum schreibst du sonst über diesen wichtigen
Lebensabschnitt, wenn die Lehren daraus verpufft sind? Es muss einen Anfang,
eine Mitte, einen Höhepunkt der Geschichte und ein Ende geben. Du brauchst
einen Konflikt und die “Reise zur Konfliktlösung”.
Rückblicke, wie du zu dieser Lebensepisode gekommen bist, und wie du
dich bis dahin entwickelt hast, sind sicher notwendig. Setze sie aber gezielt
und strategisch ein. Zu viele Sprünge zwischen der Gegenwart und der
Vergangenheit verwirren Leserinnen und Leser.
Auch wenn es logisch sein sollte, Memoiren werden immer aus der
Ich-Erzähler-Perspektive geschrieben. Das ist eine Konvention in diesem Genre.
Es gibt Autoren, die in der dritten Person schreiben, doch die Unmittelbarkeit
und das “Miterleben” durch den Leser geht dadurch verloren.
2. Präsenz beachten! Du stehst im Mittelpunkt - willst du das auch?
Dumme Frage, es geht ja um dich, also stehst du auch im Mittelpunkt.
Aber du solltest dir klar machen, dass dann Kritiken und Nachfragen auch sofort
persönlich werden, im Gegensatz zu einer Figur in einem Roman. Buchkritiken
werden zu einer persönlichen Attacke auf deinen Schreibstil.
Die Frage, ob du ein Buch nur für dich schreibst, für deine Freunde und
Familie oder es für alle veröffentlichst, erläutere ich später in meinem
Artikel. Aber sei dir im Klaren, dass deine Familie und Freunde dich genau
kennen und so auch deine Memoiren analysieren. Besonders, wenn sie ein Teil
deiner Geschichte sind, und sei es auch nur am Rande.
Wenn diese Präsenz und Sichtbarkeit für dich als Person nicht möchtest,
solltest du überlegen, ob du nicht besser einen Roman schreibst, der auf deinen
Lebenserfahrungen beruht.
3. Memoiren schreiben ist keine Therapie!
Bevor du anfängst, über einen bestimmten Lebensabschnitt zu schreiben,
der vielleicht sehr schwierig für dich war, solltest du mit diesem Ereignis
emotional abgeschlossen haben.
Natürlich sollst du deine Leser auf eine emotionale Reise mitnehmen,
aber du solltest immer wissen, wie sie ausgeht und was du daraus gelernt hast.
Es ist nicht ratsam über eine Episode zu schreiben, in der du noch
emotional verwickelt bist. Einen Abschnitt, der dich immer noch verletzt, hat
nichts in deinen Memoiren zu suchen, zumindest dann nicht, wenn du deine
Memoiren auch veröffentlichen willst.
Der Grund: Wenn du deine Memoiren veröffentlichst und dein Buch eine
schlechte Rezension bekommt, ist das wiederum eine persönliche Attacke. Sie
wird sich tief in deine Gefühlswelt eingraben. Dir das Gefühl geben, dass du
mit der Situation damals falsch umgegangen bist. Daher solltest du das Erlebte
soweit verarbeitet haben, dass du sagen kannst: So habe ich damals reagiert und
aus der damaligen Sicht war es richtig. Heute habe ich vielleicht andere
Erkenntnisse.
4. Erzählerische Freiheit oder Wahrheit?
Die beste Art, starke und interessante Memoiren zu schreiben, ist offen
und ehrlich zu sein. Das kann knifflig sein, weil du ja niemanden verletzen
oder verärgern möchtest (Familie und Freunde). Es ist dennoch wichtig, dass du
grundsätzlich bei der Wahrheit bleibst.
Aber natürlich sind Memoiren aus deiner persönlichen Sicht geschrieben.
Du musst nicht alles wortwörtlich wiedergeben, dennoch solltest du bei der
Wahrheit bleiben. Wenn du dich an bestimmte Gegebenheiten nicht mehr genau
erinnerst, dann gebe das ehrlich in deinem Text zu. Beschreibe, wie du dich in
der jeweiligen Situation gefühlt hast. Direkte Rede ist in Memoiren wichtig.
Erzähle nicht alles nach.
Wenn deine eigene Meinung in deinen Texten durchkommt denk immer daran,
Memoiren eigenen sich nicht dazu, mit Personen abzurechnen, die dich früher mal
verletzt haben. Das wäre die falsche Motivation, deine Memoiren zu schreiben.
Zuallererst solltest du beim Schreiben deiner Erinnerung - wie bei jedem Buch -
an die Leser denken. Die wollen deine spannende Geschichte hören. Wenn du nicht
gerade ein Promi bist, sollten Rachegefühle da bleiben, wo sie hingehören.
Jedenfalls nicht in dein Buch.
Historische oder geographische Fehler in Memoiren sind genauso ärgerlich
wie in Romanen. Es gibt immer einen Leser, der darüber Bescheid weiß oder an
dem beschriebenen Ort lebt. Recherchiere also alle Fakten, die in deinem Buch
vorkommen, genau nach.
5. Rechtliche Fallstricke
Klar ist, Memoiren sind keine Romane. Die Erklärung “Alle Figuren haben
nichts mit lebenden Personen zu tun und sind frei erfunden” hat hier natürlich
nichts zu suchen.
Wie oben erwähnt, solltest du bei der Wahrheit bleiben und nicht
“schmutzige Wäsche” in der Öffentlichkeit waschen. Das Risiko bei Memoiren
besteht darin, dass Personen sich angegriffen fühlen oder ihre Privatsphäre
verletzt sehen. Nicht umsonst landen Promi-Memoiren und Promi-Biographien nicht
selten vor Gericht.
Wenn du über Familiengeschichten schreibst, dann wäre es am besten, wenn
du die betreffenden Passagen mit deinen Angehörigen besprichst. Das ist
natürlich kein Problem bei netten oder lustigen Ereignissen. Ich gebe zu, es
ist schwieriger bei heikleren Themen. Aber wenn dir an Familienharmonie liegt,
solltest du deine Texte vorab mit deinen Freunden und Angehörigen besprechen.
Im Zweifelsfall solltest du dir einen professionellen anwaltlichen Rat
einholen.
6. Was kommt rein, was bleibt draußen?
Wie schon erwähnt, gehört in deine Memoiren nicht nur die unmittelbare
Zeitspanne, die du beschreibst. Deine Leser müssen auch wissen, wieso du dich
für diese Zeit entschieden hast und wie du dort hingekommen bist. Auch
interessiert Leser oft, was dann danach geschah, wie es weiterging. Das sollte
aber ein kurzer Epilog sein.
Die Struktur deiner Memoiren sollte dir auch zeigen, welche Elemente du
dazu benötigst und welche Geschichten/Informationen wichtig sind. Es reicht
aber, wenn du ein oder zwei Szenen für jede Darstellung (z.B. warum du die
Schule unerträglich fandst) reichen. Keine endlosen Wiederholungen oder
langatmige Beschreibungen. Verliere und langweile deine Leser nicht mit zu
vielen Details.
Du solltest dich folgendes fragen, wenn du Szenen/Abschnitte schreibst:
●
Wie passt die Szene in das Hauptthema deiner Memoiren
(z.B. für die Überwindung von Hindernissen)? Veranschaulicht sie etwas
Wichtiges?
●
Hast du diesen Punkt schon woanders im Buch verdeutlicht?
Musst du es an dieser Stelle nochmal erwähnen?
●
Berührt die Szene deine Leser auch emotional?
●
Trägt die Szene dazu bei, die Geschichte weiterzutreiben zum
Höhepunkt?
Suche dir Testleser in Ihrer anvisierten Zielgruppe. Lass sie dir ihre
Eindrücke schildern.
7. Show, don’t tell - Zeigen, nicht erzählen
Memoiren leben generell davon, den Leser mitzunehmen. Ihn die
Situationen miterleben zu lassen, wie du sie damals erlebt hast. Memoiren sind
immer eine emotionale Reise.
Daher ist es wichtig, Ereignisse nicht einfach nachzuerzählen, sondern
den Leser miterleben zu lassen. Du musst deine Leser mitreißen, indem du die
einzelnen Szenen visualisierst und mit all deinen Sinnen beschreibst. Wonach
hat es gerochen? Was hast du dabei gehört? Der Leser muss die Szenen durch
deine Augen betrachten können. Aber Achtung: Langeweile ihn nicht mit zu vielen
Details.
Benutze Dialoge. Hierbei ist es wichtig, dass du dich auch wirklich an
die damals gesprochenen Worte erinnerst. Füge nicht einfach Sachen hinzu, die
du nicht gesagt hast. Bleib bei der Wahrheit.
Hier ein Beispiel für zeigen, nicht erzählen: “Sie war Alkoholikerin und
wurde aggressiv, wenn sie getrunken hatte.”
Es könnte auch so sein: “Überall in ihrem Schlafzimmer lagen leere
Schnaps- und Weinflaschen. An drei von vier Tagen verließ sie ihr Schlafzimmer
gar nicht. Und wenn sie es doch tat, dann um sich Nachschub zu besorgen. Ich
hatte schon als kleines Kind gelernt, besser nicht vor 14 Uhr an ihre Tür zu
klopfen und sie zu wecken.”
Veröffentlichen oder nicht?
Das kommt darauf an, für wen du deine Memoiren geschrieben hast und wie
stark du ins Licht der Öffentlichkeit rücken willst.
Es gibt Autoren, die wollen ihre eigene Lebens- oder Familiengeschichte
niederschreiben. Für die Familie und für nachfolgende Generationen. Hier wird
oft nicht so viel allgemein oder ein bestimmter Lebensweg beschrieben, sondern
Verwandte werden näher portraitiert und lustige oder traurige Episoden des
Familienlebens. Diese Memoiren sind für einen kleinen Kreis gedacht. Sie können
im Self-Publishing Bereich veröffentlicht oder einfach im nächsten Copy-Shop
gebunden werden, wenn der Autor kein Interesse an einem größeren Publikum hat.
Wer generell seine Memoiren für ein größeres Publikum schreibt, kann es
bei einem traditionellen Buchverlag versuchen, aber ich brauche niemandem zu
sagen, wie schwierig das sein kann. Alternativen sind auch hier
Self-Publishing-Verlage. Heute kostet das nur wenige Euro. Allerdings sollte
man in ein attraktives Buchcover und in ein Lektorat investieren.
Ratgeber und Bücher: Memoiren selber schreiben
Dieser Artikel ist ein kleiner Einblick, wie du deine Memoiren gestalten
könntest. Natürlich sind darüber auch viele Bücher geschrieben worden. Hier
eine kleine Auswahl.*
Wie so oft ist im Bereich “Kreatives Schreiben” die Auswahl an
englischsprachigen Büchern größer, daher möchte ich hier auch ein paar
englische Bücher auflisten.*
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